Alaska,
Faszination pur! (Teil 2)
Liebe
Fischerkollegen und Alaskabegleiter : Die erste Woche ist bereits Geschichte!
Wenn jeder Tag von so vielen Erlebnissen geprägt wird, geht die Zeit entsprechend
rasend vorüber.
Die
nächsten Tage, da schon bald ein Ende dieses einmaligen
Trips abzuzeichnen ist, werden nochmals bewusst genossen… dachte ich mir.
Nur, heute ist mein 'Lochtag'. Es kann ja nicht alles mit Erfolg gekrönt
sein!
Kein
Erbarmen, liebe Kollegen, da muss jeder mal durch! Felix’s gutes
Herz lässt mich (wieder einmal) nicht im Stich! Die Fangbeschränkung ist
mit zwei Silvern pro Tag vorgegeben. Felix ist momentan in der Sturm-
und Drangzeit, d.h. schon am Vormittag ist sein 'SOLL' erreicht. Und nur
am Wasser stehen und nichts tun, ist nicht seine Art. Ein paar Probe- und
Trainingswürfe führen bei ihm zum nächsten Drill. Den darf ich beenden
und den Fisch mein Eigen nennen. Danke, Felix! So gehe ich auch heute nicht
ganz leer aus.
Bereits
am frühen Morgen werden wir vom starken Regen mit Sturm geweckt. Aber
auch das hindert uns nicht, die Ufer aufzusuchen. Der Situk bringt Hochwasser,
da geht wohl gar nichts. Wir suchen unsere 'Lieblingsdestination', den Tawah,
auf.
Nach
kurzer Zeit habe ich den gestern eingezogenen 'Lochtag' vergessen. Ein
paar 'gekonnte' Würfe (nach meiner Manier...) führen zum Erfolg : Ein
77er und ein 67er Bock werden zusätzlich in meiner Statistik geführt. Ja,
und immer noch bleibe ich, was die Grösse
der Fangerfolge anbetrifft, in Führung.
Wir
erkunden heute einmal die Umgebung und treffen auf ein Kuriosum. Da ist, über
die Lagunen gespannt, eine lange Brücke, angefüllt mit vorwiegend einheimischen
Fischern. Den Blick Richtung Meer gerichtet, wird hier in grosser Anzahl auf
die weniger grosse Anzahl der aufsteigenden Lachse gelauert. Und sie kommen :
Vereinzelt aber durch die entstehende Hektik auf der Brücke, nicht überseh- und
-hörbar.
Unsere
Unterkunft bringen wir gemeinsam auf Vordermann. Mal etwas abstauben und
ein Höllengerät von Staubsauger ausprobieren, war angesagt. Staub hat er gefressen
aber während dem Betrieb des Gerätes war an keine Konversation zu denken.
'En Riesemais'!
Der
heutige Tag wird gekrönt mit fangfrischen Lachstranchen, hauchdünn
geschnitten und in Butter fein angebraten :
FELIX, DAS WAR SPITZE!
Und
da gab es doch noch einmal einen Lichtblick, wettermässig, meine ich. Denn
heute hat es zwar beinahe nicht geregnet, dafür sind Jüge und mir beinahe
der Arm abgefault von tausenden von Würfen und das alles, ohne nur einen
Biss! Aber die Landschaft war einmalig!
Felix kommt auch an diesem Abend erfolgreich, doch immerhin mit einem Silver,
nach Hause.
Heute
werden die Lachse noch flugfertig verpackt. Die gehen morgen mit dem Flugzeug
nach Anchorage und danach in die Räucherei zum 'Finishing'.
Von nun an gibt’s 'graved' Lachs. Auch dafür haben wir einen Fachmann (wen
wohl) : Felix.
Die richtige Mischung mit der optimalen Kräuter-/Gewürzbrise
lassen den Verzehr dieser Köstlichkeit zum Traum werden!
So
unterschiedlich wie die Tage, sind auch die Fangerfolge. Bereits nach kurzer
Zeit ist mein Limit wieder erreicht. Kollegen : Keine Müdigkeit vortäuschen!
Mit einer unglaublichen Ausdauer und Intensität wird der Erfolg gesucht…...
bewundernswert, ich hätte da schon früher aufgegeben.
Dafür
nehme ich mir ein wenig Zeit, mit meinem Fotoapparat etwas die Natur und
Umgebung einzufangen. Da gibt es doch Einiges zu bestaunen. Nur 'einfangen'
kann ich das alles nicht : Kein noch so gutes Foto (will ich ja nicht
behaupten), wird die Realität wiederspiegeln.
Der
Situk ist der grösste Fluss hier in der Gegend. Mit dem Ruderboot wollen
wir dieses Gewässer etwas näher erleben. Frühmorgens geht’s zur Lodge, wo
das Boot mit Zugfahrzeug bereit steht. Dorfauswärts gilt es, den Fuss vom
Gas zu nehmen. Ein mächtiger Schwarzbär trottet gemütlich über die Schotterpiste.
Keine Hektik am frühen Morgen, wird er sich denken.
Kurze
Zeit später setzt das Boot samt Anhänger zu Ueberholen an …und landet
abseits der Strasse im Gebüsch. Auch Anhängerkupplungen funktionieren hier
anders! Mit vereinten Kräften und einem zufällig vorbeifahrenden Jeep, bringen
wir das Gefährt
wieder auf die Strasse zurück.
Die
Fahrt mit dem Boot auf dem Situk ist beeindruckend. 'Nur' auf die Natur
hören,
auf dem Wasser dahingleiten und das, was uns die einzigartige Natur bietet,
aufsaugen wie ein Schwamm, dafür haben wir uns ein paar Augenblicke hingegeben.
Und wahrscheinlich ist es genau das, was dich wieder in dieses Land zieht!
Das
alles zu beschreiben oder zu erklären scheint mir, je länger ich es versuche,
unmöglich.
Erleben… und
wenn Du das irgendeinmal kannst, mache es!
Wir
beobachten die Humpies (Buckellachse) beim Laichen und wie die
Milchner, nach getanem Werk, von ihren Kräften verlassen, von der Strömung
flussabwärts
gerissen werden, wo sie an den Ufern und ins Wasser hängenden Bäumen zu hunderten
sterben. Nachdem sie sich bis zu fünftausend Kilometer hierher gekämpft
haben, um sich an ihrer Geburtsstätte fortzupflanzen... oder der Weisskopfseeadler,
der nur wenige Meter von uns vom Ufer aufsteigt, wo er soeben beim Verzehr
eines Humpies von uns gestört
wird und von dessen Flügelschlägen wir den Wind noch spüren.
Die
beiden Ruderboot Trips waren für uns alle ein besonderes Erlebnis. Da
warst du wirklich mitten im Herzen der Natur! Auch wenn es diesmal (wieder
einmal) geregnet hat, das hat uns sicherlich nicht gestört.
Zwischendurch
haben wir vereinzelte Silberlachsgrüppchen ausgemacht und natürlich
unser Glück versucht. Etwas eng im Boot für uns drei Jäger, meinten die einen.
Zumal sich partout nicht alle an die Vorgaben, wie nun wirklich zu Fischen
sei, halten wollten…
Mit vereinten Kräften haben wir auch diesmal die Tagesration erreicht.
Mein
Rekord ist weg! Felix schnappt sich den grössten aller von uns gefangenen
Silver und übertrifft mit 'seinen' 82cm meinen Rekord um ganze 2cm!
Somit bin ich die Pflicht los, in Anchorage in der Bush Company eine Runde
zu schmeissen… tut
ja auch nicht so weh!?
Und
so geht bereits der letzte Fischertag zu Ende. Packen ist angesagt und
dann die erste Etappe nach Anchorage, wo unser geräuchter
Lachs zum Flug in die Heimat wartet.
Schlussendlich
hat dann doch noch alles geklappt : Kleine Missverständnisse in der Räucherei, grosse Zollkontrolle
in Frankfurt und fehlendes Gepäck in Zürich... was soll's?
Wir haben eine Zeit erlebt, die uns niemand nehmen kann und von deren Eindrücken
und Erlebnissen wir noch lange zehren werden.
Wie
hat mein geschätzter Fischereiladeninhaber
gemeint?
'Geht
er das erste Mal nach Alaska? Dann wird er sicher nicht das letzte Mal
gehen…'
Wir
sind am Planen für den nächsten Alaskatrip... der soll so irgendwann in
zwei/drei Jahren stattfinden. Zur Gewohnheit werden lassen, möchten wir
diese Eindrücke und Erlebnisse nicht.
René